Kultur - Gemeindebuch - Bergwerk

Auswirkungen des Bergwerkes von Prettau auf das Ahrntal (Auszug)
Autor: Dr. Rudolf Tasser

Auch wenn es sich bei dem vorliegenden Buch nicht um das Gemeindebuch von Prettau handelt, sondern um jenes der Gemeinde Ahrntal, kann das Kupferbergwerk von Prettau nicht einfach nur aus Gründen der Gemeindegeografie ausgeklammert und der Ortschaft Prettau zugeordnet werden, denn es hat über ein halbes Jahrtausend das ganze Ahrntal maßgeblich geprägt. Allerdings soll dieser Beitrag auch nicht eine Schilderung der recht gut dokumentierten Prettauer Bergwerksgeschichte sein, er soll vielmehr Auswirkungen des Bergwerkes auf das äußere Ahrntal aufzeigen.

Das Kupferbergwerk war seiner Lagerstätte und den Förderquoten nach ein kleines Bergwerk, das in den besten Jahren aber etwa 400 bis 450 Personen Arbeit gab. Damit war es für die damalige Zeit ein Großbetrieb, der nicht nur Prettau schon am Ende des Mittelalters zu einem Industriedorf machte, sondern auch den Bauern im äußeren Ahrntal wirtschaftliche Bedingungen bot, die den heutigen nicht unähnlich sind. Damals war für viele Kleinbauern der Nebenerwerb beim Bergwerk gleich bedeutsam wie heute die Arbeit in der Fabrik, im Baugewerbe oder beim Skilift. Es ist vielleicht übertrieben, schon damals in der Landwirtschaft nur einen Nebenerwerb zu sehen, aber Ansätze dafür gab es. Hugo Graf Enzenberg, der letzte Gewerke von Prettau, schreibt in dem 1894 nach der Schließung des Bergwerkes am Kornkasten angebrachten Spruch vom "reichen Segen", den es ins Tal gebracht habe. Damit hat er sicherlich recht, wenngleich dieser Segen nicht mit Wohlstand gleichgesetzt werden kann. Aber immerhin: überall dort wo das Geld aus dem Bergbau hinfloss, wurde die Not erträglicher, die vor allem unter den Kleinhäuslern und Dienstboten allenthalben herrschte. Wahrscheinlich wurden in den Tiroler Bergwerken und natürlich auch in Prettau nur zur Blütezeit des Bergbaus im 15. und im 16. Jahrhundert Knappenlöhne gezahlt, die weit über dem Einkommen der landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung lagen. Als der Bergbau in Krise geriet, spürten das die Arbeiter zuallererst. Ihre Schichten wurden länger und ihre Löhne sanken oder wurden von der Inflation aufgefressen, sodass ein alter Prettauer die Lebensumstände der Knappen knapp aber zutreffend mit dem Satz klennzeichnete: "An allem war Not, nur an der Not war keine Not."

Die Geschichte des Prettauer Bergwerkes

Die Kupfererzlagerstätte auf der orographisch linken Seite des Tales erstreckt sich unterhalb des Rötbaches durch den Berg. Sie ist in die Obere Schieferhülle eingebettet und reicht von ca. 2000 m Meereshöhe bis 1400 m und damit unter die Talsohle hinunter. Vielleicht war das Bergwerk schon in der Bronzezeit in Betrieb; dafür gibt es einige Anzeichen, aber noch keine endgültigen Beweise. Sicher ist, dass die Entdeckung des Prettauer Bergwerkes um 1400 genau in die Zeit fällt, als auch anderswo im Lande Bergwerke aufbrachen wie reife Früchte, sodass Tirol im 16. Jahrhundert Europas wichtigstes Bergbauzentrum wurde. Erstmals erwähnt wird das "Tauferer Kupfer", so wird es in den Quellen genannt, im Jahre 1426. Herzog Friedrich mit der leeren Tasche ordnete damals die Lieferung einer bestimmten Menge zum Schloss Greifenstein oberhalb von Siebeneich an. Daraus sollten zwei Kanonen gegossen werden, mit deren Hilfe der Landesfürst die Burg brechen wollte. Unter den adeligen Widersachen, die sich dort verschanzt hatten, befand sich auch Oswald von Wolkenstein.

Das Bergwerk dürfte einigermaßen erfolgreich gewesen sein, denn im Jahre 1479 erwirkten die Gewerken des damals seinem Höhepunkt zustrebenden Schwazer Bergwerkes auf einer Bergversammlung in Innsbruck vom Landesfürsten Sigmund dem Münzreichen die Einstellung des Prettauer Bergwerkes, weil es den Verschleiß des Schwazer Kupfers hemmte. Es kam zur Einstellung des Betriebes. In Prettau durfte nur mehr nach Gold und Silber, aber nicht mehr nach Kupfer geschürft werden. Die Gewerken kapitulierten und verkauften 1485 das Bergwerk um lumpige 800 Gulden an den Landesfürsten.

Als 1490 Maximilian I. Erzherzog Sigmund den Münzreichen ablöste, wurden die Bergwerksanteile in Prettau erneut vergeben. Maximilians politische Ziele waren nur mit viel Geld zu verwirklichen, da durfte es brachliegende Bergwerke nicht geben. Es gibt in den Quellen einige versteckte Andeutungen darauf, dass mit dieser erneuten Konzessionserteilung eine Produktionsbeschränkung auf 1500 Wiener Zentner d.h. 84 Tonnen (1 Wiener Zentner = 56 kg) pro Jahr verbunden war. Diese Menge wurde auch später, als von dieser Beschränkung längst niemand mehr wusste, nur selten übertroffen. Jahreserträge von 1000 bis 1500 Wiener Zentner stehen für gute Jahre, in Krisenzeiten sank die Jahresproduktion auch unter 500 Wiener Zentner (28 Tonnen). Über 1500 Zentner erzeugte man nur vereinzelt um 1520, zwischen 1590 und 1600 und noch einmal um 1700.

Die Zahl der beim Bergwerk Beschäftigten kennen wir ab der Mitte des 16. Jahrhunderts genauer. Sie schwankte je nach Konjunktur zwischen 350 und 450. Darin sind auch Bauern und Dienstboten enthalten, die beim Bergwerk Arbeit als Holzknechte oder Erzführer suchten, wenn die Landwirtschaft es zuließ. Nur etwa die Hälfte der Beschäftigten dürfte in Prettau gelebt haben: die Knappen, die in den Gruben arbeiteten, die Arbeiter, welche die Erzaufbereitung besorgten, und die Erzzieher, die das Erz vom Berg bis zu den Erzhöfen im Tal zogen. Der Bergbau wurde von Unternehmern betrieben, die Gewerken genannt wurden. Vor dem Verkauf des Bergwerkes im Jahre 1485 an den Landesfürsten sind keine Namen von Gewerken in Prettau bekannt. Sie dürften jedoch wie anderswo auch aus der Umgebung des Bergwerkes gekommen sein. Eindeutig auf Taufers zu beziehen sind: Paul und Blasy Luckner, Lindlschmid, Hans Märl, Christian Eßmeister, Jakob Saureyter und Hans Prabst (Kematen!). Ins Ahrntal weisen die Namen Urban Walcher, Christian Neuhauser und die Ataler (wahrscheinlich von einem Gut Autal in St. Johann). Relativ früh dürften Brunecker Bürger den Einstieg in das risikoreiche Bergbaugeschäft gewagt haben. Vielleicht ist Sigmund Heger einer von ihnen, er hat zusammen mit Veit Stöckl im Namen der anderen Gewerken im Jahre 1485 den Verkauf des Bergwerkes an den Landesherrn durchgeführt. In der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Familie Mor (Adelsprädikat "Mor zu Sonegg") mit mehreren Namen unter den Gewerken vertreten (Gabriel, Kaspar, Hieronymus und Paul). Hieronymus Mor war gleichzeitig Faktor des Bischofs von Brixen, der auch unter den Anteilseignern des Bergwerkes zu finden ist. Unter der Verwaltung Hieronymus Mors wurden die Fresken im Erkerzimmer des Faktorhauses in Steinhaus (heute Rathaus) gemalt.

Nach der Phase, in der vor allem Gewerken aus der näheren und weiteren Umgebung des Bergwerkes den Bergbau betrieben, kam es im 16. Jahrhundert zu einem Konzentrationsprozess, dem diese Gewerken zum Opfer fielen, weil sie den höheren Kapitalbedarf nicht mehr decken konnten, der mit dem Vordringen in größere Tiefen und mit der allmählichen Ausweitung des Betriebes verbunden war. 1562 war Karl Freiherr von Welsperg Alleingewerke in Prettau, d. h. er besaß alle Anteile des Bergwerkes. Nach seinem Tod ging das Bergwerk auf dem Erbweg an die Freiherrn von Wolkenstein-Rodenegg über, die es drei Generationen lang führten, aber 1642 in Konkurs gingen.

Danach dauerte es einige Zeit, bis das Werk wieder Boden unter die Füße bekam. In dieser Krisenzeit stieg mit Stefan Wenzl ein weiterer Brunecker Kaufherr in den Prettauer Bergbau ein. Er übernahm das Bergwerk in einem katastrophalen Zustand, legte aber den Grundstein für den Aufschwung, der dann nach 1676 einsetzte, allerdings nicht mehr unter seiner Gewerkherrschaft, sondern unter der seiner Verwandten Bartlmä und Anton Wenzl und der von Georg Tannauer aus Schwaz. Die Tannauer wurden zunächst mit dem Prädikat von Tannenberg geadelt und später in den Grafenstand erhoben. Das Adelsprädikat der Wenzl lautete von Sternbach, sie bekamen dann den Freiherrn-Titel.

Nach dem Aussterben der Tannenberg um 1840 erbten die Grafen von Enzenberg deren Anteile und kauften im Laufe der Zeit die Anteile der Sternbach auf, sodass sie bei der Einstellung des Betriebes im Jahre 1893 Alleininhaber des "Ahrner Handels" waren, wie die Betreiberfirma ab ca. 1700 genannt wurde. Für die Betriebsschließung im Jahre 1893 gab es mehrere Ursachen. Die schwerstwiegende war zweifelsohne die Einfuhr von Billigkupfer aus Amerika, aber auch die Überschwemmungskatastrophe von 1878, als das Schmelzwerk in Arzbach vom Rohrbach total zerstört wurde, dürfte dazu beigetragen haben.

Die Nutzung der Wälder für das Bergwerk

Bergwerke konnten früher nur gedeihen, wenn reichlich Holz zur Verfügung stand. Einmal brauchte es Holz für die Zimmerung zur Absicherung der Gruben unter Tage, dann für die Errichtung der verschiedenen Betriebsgebäude, vor allem aber verschlangen die Schmelzwerke riesige Holzmengen. So regeln schon die ältesten Bergordnungen nicht nur die Verleihung der Bergwerke sondern gleichzeitig auch die Vergabe jener Wälder, die für den Bedarf der Bergwerke abgeholzt werden durften. Gegen die Reservierung der Wälder zum Nutzen der Bergwerke konnte sich eigentlich niemand mit Erfolg zur Wehr setzen. Dem privaten Nutzer wurde lediglich das Recht zuerkannt, aus dem Walde Brenn- und Bauholz zu nehmen, so weit der Bedarf gegeben war. Die oberste Forstbehörde war überall dort, wo es Bergbau gab, der Bergrichter. Ihm oblagen auch die Aufgaben des Waldmeisters. Damit kam der Vorrang des Bergbaus auch in der Hierarchie der Forstbeamten klar zum Ausdruck. In Prettau dauerte es gut einhundert Jahre, bis sich die Folgen der intensiven Nutzung des Hochwaldes zeigten. Man hatte dort, wie übrigens bei den allermeisten anderen Erzvorkommen auch, das Erz zunächst in der Nähe der Gruben geschmolzen, denn es war bequemer und billiger, die wenigen Tonnen fertiges Metall zu abzutransportieren, als hunderte von Tonnen Erz in ein weit entlegenes Schmelzwerk zu bringen. Um 1500 mehrten sich die Klagen über Holzknappheit im Gericht Taufers und vor allem im Ahrntal. Im Jahr 1515 begann man daher eine Waldordnung für das Gericht Taufers auszuarbeiten, die dann 1521 in Kraft trat. Die Bestimmung, dass die Hoch- und Schwarzwälder ausnahmslos zum Nutzen des Bergwerkes reserviert waren, galt für das ganze Gericht Taufers. Unter Hoch- und Schwarzwäldern sind jene Wälder zu verstehen, die dem Landesfürsten gehörten. Die Bewohner des Tales, auch die Söllhäusler (Kleinhäusler), hatten weiterhin das Recht auf den Bezug von Holz, sei es nun Zimmerholz, Sagholz, Zaunholz oder Holz für Dachschindeln, Fleggen (Bretter), Fasstauben und Stiefler. Es durfte nie mehr gehackt werden, als gebraucht wurde. Verkauf und Ausfuhr (aus dem Tal) von Holz waren verboten. Besonders geahndet wurden Brandrodungen, die bis dahin im Gericht Taufers häufig vorgekommen waren. Zwei eigene Aufseher wurden ernannt, die jede Brandrodung melden mussten. Die Waldordnung bezeichnet die Wälder in Prettau und im ganzen Gericht Taufers als "ganz schädlich und unnützlich verschwendet und verderbt", stellt aber keinen Zusammenhang mit dem Bergbau her. Den Behörden aber war dieser bekannt. Aus dem Jahre 1521, als die Waldordnung erlassen wurde, gibt es nämlich ein Schreiben der Hofkammer zu Innsbruck an die Gewerken, in dem gefordert wird, dass auch die drei letzten Schmelzhütten, die noch innerhalb der Klamm in Prettau standen und dem Gewerken Bartlmä von Welsperg gehörten, ins äußere Ahrntal verlegt würden, wie es mit mehreren anderen schon geschehen war. Grund: Waldschäden in Prettau und als Folge davon Lawinengefahr für die Siedlungen dort. Spätere für das Gericht Taufers erlassene Waldordnungen brachten kaum neue Bestimmungen, sie zählten nur die Wälder auf, aus denen der Bedarf des Bergwerkes zu decken war. Wir kennen die "Holzwerke", so wurden jene Wälder genannt, die jeweils bearbeitet wurden, ab etwa Mitte des 16. Jahrhunderts genauer. Es handelt sich dabei nur mehr um Wälder, die sich außerhalb der Klamme befanden. Das Prettau am nächsten gelegene Holzwerk war jenes im Felderwald und beim Feldergarten. Ab dem 17. Jahrhundert sind dann konstant auch Wälder in Rein und in Mühlwald betroffen. Sehr oft sind die Werke nach den Seitenbächen der Ahr benannt. Es fehlt praktisch keiner von den rechten und linken Seitenbächen, angefangen vom Grießbach in St. Peter bis zum Weißenbach und vom Buinland bis Pojen und Rein. Die Holzarbeiter verdienten pro Schicht etwa gleichviel wie die Knappen, was durch die Härte der Arbeit ohne Zweifel gerechtfertigt war. Die Schaffer bekamen einige Kreuzer mehr pro Schicht, sodass auch ihr Lohn sich nicht von dem eines "Hutmannes" (Vorarbeiter am Berg oder im Schmelzwerk) unterschied. Allerdings waren die fünf oder sechs Holzwerke, die gleichzeitig in Betrieb waren, kaum einmal das ganze Jahr über in voller Stärke bei der Arbeit.

Die Köhlerei

Im Laufe des 16. Jahrhunderts verlagerten sich nicht nur die Nutzung der Wälder für das Bergwerk und die damit zusammenhängende Holzarbeit ins äußere Ahrntal, sondern auch die Köhlerei, denn sehr viel Holz musste jedes Jahr zu Kohle gebrannt werden. Die Orte, wo das geschah, lagen meist in der Nähe der Holzwerke oder waren zumindest von den Holzziehern ohne besondere Umstände zu erreichen. Die alten Kohlplätze, die oft über viele Jahrzehnte in Betrieb waren, sind heute teilweise noch auffindbar, weil sie als Flurnamen in den Formen "Kohlplätze", "Kohlstatt" oder "Kohler" erhalten geblieben sind, auch wenn dort seit mehr als hundert Jahren keine Kohle mehr gebrannt wird. Wichtige Kohlplätze waren in Weißenbach beim Feichter, beim Innerhofer, am Pichl und beim Weidacher. Im Ahrntal selber gab es zahlreiche Kohlplätze. Von besonderer Bedeutung war das Kohlwerk beim Steinpenter in St. Johann. Steinpent ist der alte Name für den Baumann: der Widum ist das ehemalige Bauernhaus, das dazugehörige Futterhaus stand bis nach dem letzten Kriege gleich an den Friedhof angrenzend nördlich davon. Der Baumann war als Wohnhaus für den Pächter von Steinpent erbaut worden, doch wurde es zum Widum umfunktioniert, als der Pfarrer vom alten Wiedenhof in St. Martin hierher übersiedelte. Auf Steinpentgrund wurde in den 80-er Jahren des 18. Jahrhunderts die Ahrner Pfarrkirche erbaut. Andere bedeutende Kohlwerke standen auf Michlreis und auf der Haxaue außerhalb von Luttach, beim Großwieser (Weißner) und beim Edenhof in St. Johann, beim Enzen und beim Unterberger in Steinhaus, auf Pipprig und beim Taser in St. Peter. Im Durchschnitt waren jedes Jahr zwischen vier und sechs Kohlstätten in Betrieb. Es ist übrigens noch nicht lange her, dass jeder Dorfschmied die Kohle, die er benötigte, selber brannte. Aber nur die Älteren erinnern sich noch an rauchende Kohlenmeiler in der Nähe der Dorfschmiede.

Die Lage der Schmelzhütten

Es ist anzunehmen, dass das erste Erz, das in Prettau gewonnen wurde, in unmittelbarer Nähe der Schächte geschmolzen wurde, die etwas unterhalb des Rötkreuzes abgeteuft wurden. Da es zur Prettauer Bergwerksgeschichte des 15. Jahrhunderts kaum Quellen gibt, weiß man nicht, wann die ersten Schmelzhütten im Talgrund von Prettau und dann außerhalb der Klamme im Ahrntal gebaut wurden. Als 1521 von der Lage der Schmelzhütten zum ersten Mal die Rede ist, haben die kleineren Gewerken ihre Hütten bereits alle im äußeren Ahrntal, nur mehr Bartlmä von Welsperg, der Gewerke mit den meisten Anteilen schmolz noch in Prettau und zwar in drei Schmelzhütten. Das Drängen der Hofkammer zu Innsbruck, die drei Hütten aus dem bekannten Grund (Schutz des Waldes) weiter talauswärts zu verlegen, war wenig erfolgreich, denn die welspergischen Gewerken verlegten ihre Schmelzhütten erst um die Jahrhundertmitte. Wahrscheinlich ist der Bau der Schmelzhütte in Arzbach die direkte Folge davon. Dieses Hüttwerk muss damals entstanden sein. Es kam jedenfalls in den 60-er Jahren des 16. Jahrhundertes noch nicht auf die Produktionsleistung der anderen Hüttwerke, stieg dann aber rasch zur leistungsfähigsten und schließlich einzigen Schmelzhütte auf. Zu Beginn der Gewerkherrschaft der Freiherrn von Wolkenstein gab es eine Schmelzhütte in Steinhaus (am Platz der alten Volksschule), eine in Mühlegg (der genaue Ort ist nicht bekannt), eine auf der Wüer (Gegend von Schmied, Unterkohler, Gall in St. Johann, vielleicht dort, wo später die Gallsäge stand), eine am Kofl (Kofl Aue), eine in Arzbach (Gisse) und für kurze Zeit auch eine Schmelzhütte in Weißenbach. Zum Bau der Schmelzhütte in Weißenbach wurde Karl von Welsperg von der Hofkammer zu Innsbruck verpflichtet, wobei der Standort - Weißenbach ist vom Bergwerk mehr als 25 km entfernt, zudem beträgt der Höhenunterschied zwischen Luttach und Weißenbach 400 m - aus heutiger Sicht als problematisch erscheint. Man muss aber berücksichtigen, dass gerade um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Weißenbach an mehreren Stellen erfolgreich nach Kupfererz geschürft wurde, wie übrigens auch später noch. So ist die Schmelzhütte dort von Anfang an nicht für das Ausbringen von Prettauer sondern von Weißenbacher Erz bestimmt gewesen. Die Quellen verraten aber nur eine Produktionszahl der Hütte in Weißenbach. Im Jahre 1564 wurden 32 Zentner (1792 kg) Kupfer erzeugt. Die geringe Menge und das schnelle Verschwinden der Weißenbacher Hütte aus den Quellen zur Bergwerksgeschichte spricht nicht gerade für die Ergiebigkeit der Weißenbacher Erzlager. Die meisten der genannten Schmelzhütten hatten um 1590 den Betrieb schon wieder eingestellt. Nur die Hütten von Steinhaus und Arzbach bestanden weiter. Im Jahre 1583 kam eine Hütte in der Marche dazu. Dabei handelte es sich um eine alte Schmelzhütte, die oberhalb des Walcherhofes lag und mit einem Kostenaufwand von über 700 Gulden saniert wurde. Sie blieb dann bis nach 1650 in Betrieb, jene von Steinhaus bis 1757. Nach der Überschwemmungskatastrophe von 1878, die das Schmelzwerk Arzbach zerstörte, wurde für kurze Zeit eine provisorische Schmelzhütte in Steinhaus errichtet und dann die neue Schmelzhütte in Prettau erbaut, die bis zur Schließung des Bergwerks 1893 in Betrieb war. Mit der Verlagerung der Schmelzhütten außerhalb der Klamme wurden natürlich auch die Arbeitsplätze, welche die Schmelzwerke boten, mit verlagert. Es handelte sich immerhin um 20 bis 30 Arbeitsplätze, die zudem fast zur Gänze Ganzjahresjobs waren. Die Schmelzer waren relativ gut bezahlt, ihr Wochenlohn unterschied sich kaum von dem der Knappen, obwohl die Arbeit am Schmelzofen körperlich nicht so anstrengend war wie die Grubenarbeit. Allerdings wusste man schon im Altertum, dass die Arbeit der Schmelzer extrem ungesund sei. Vielleicht ist der hohe Lohn mit dem Gesundheitsrisiko zu erklären. Das Prettauer Kupfererz enthielt nämlich sehr viel Schwefel, der im Laufe der verschiedenen Schmelzprozesse, denen das Erz ausgesetzt wurde, herausgebrannt werden musste, weil Schwefel das Kupfer spröde macht und es im Wert sehr stark mindert. Dieses Herausbrennen des Schwefels nannte man Rösten. Dazu war sehr viel Holz notwendig. Der entweichende Schwefel stieg mit dem Rauch auf und vergiftete die umliegenden Felder mit schlimmen Folgen für Mensch und Tier. Die erste Nachricht, "dass der Rauch das Getrayd verderbet", stammt aus dem Jahre 1504. Man versuchte etwas für die Umwelt zu tun, indem man das Rösten des Erzes nur mehr im Winter gestattete. Damit war verhindert, dass das Korn den schädlichen Abgasen ausgesetzt war; außerdem sorgte der im Winter häufiger wehende Wind dafür, dass der schwefelhaltige Rauch durch das enge Tal in Richtung Taufers verblasen wurde. Zu bedenken ist auch, dass nicht nur die Schmelzhütten Rauch produzierten, sondern auch die zahlreichen Kohlstätten, wo Holzkohle gebrannt wurde, sodass insgesamt die negativen Auswirkungen des Erzschmelzens auf das Ahrntal und seine Bevölkerung nicht unterschätzt werden dürfen. Sie waren der Preis für die Arbeitsplätze, auch wenn man diesen Zusammenhang damals vielleicht nicht sah.